Is = $
Das Bedürfnis, das von einem Wortgeschenk befriedigt wird, richtet sich
nicht direkt auf das materielle Objekt. Deshalb müssen wir die Dinge, über die
wir sprechen, nicht mit uns herumtragen, wie es etwa die die Philosophen in
Jonathan Swifts Gullivers Reisen tun. Das Leben lsst immer wieder neue Bedürfnisse danach entstehen, um uns
mit anderen Menschen kommunikativ zu vereinen. Diese Bedürfnisse können sich
auf alle Aspekte unserer Welt beziehen und werden durch verbale Geschenke
befriedigt. Materielle Geschenke sind dazu nicht notwendig. Wir transformieren im
verbalen Schenken gewissermaßen eine "objektiv" scheinende Welt in eine
schenkende Welt. Im Bereich der Sprache verhalten sich Menschen zueinander unentwegt
im Sinne des Schenkprinzips. Das verbale Schenken ist immer Teil unseres Lebens,
egal, was wir tun – selbst wenn unsere materiellen Beziehungen von
Unmenschlichkeit gekennzeichnet sind. Tatschlich ist es so, dass wir den
Grundstein für eine blühende menschliche Gemeinschaft legen würden, wenn es uns
nur gelnge, unsere Handlungen in der materiellen Welt unserem Schenken in der
Sprache anzupassen.
Wortgeschenke sind in vielerlei Hinsicht leichter zu geben als materielle
Geschenke. Zum ersten sind sie leicht zu produzieren und aufzubewahren. Zum
zweiten werden die unterschiedlichen Teile eines Wortes von uns zusammen als ein Wort verstanden. Dieses Zusammenfassen
verschiedener Lautmomente in einen ermöglicht, dass ein Wort für uns alle ein-
und dasselbe bedeutet. Es erlaubt dem Wort außerdem, an zwei oder mehreren
Orten gleichzeitig zu sein. Drittens erlaubt diese Allgemeinheit des Wortes, dass
es immer und immer wieder von uns verwendet werden kann. Wir können uns so oft
wir wollen mit seiner Hilfe auf ein Ding beziehen und in diesem Prozess Verbindungen
mit anderen Menschen herstellen. Ein Wort kann von allen geschaffen und von
allen erhalten werden.
Das Ersetzen materieller Geschenke – genauso wie mancher immaterieller:
Ereignisse, Situationen, Ideen – durch verbale Geschenke ist eine spezifisch
menschliche Eigenschaft. Das Wort ist eine spezielle Art eines
Ersatzgeschenkes. Die kommunikativen Bedürfnisse, die es befriedigt, sind
speziell menschliche Bedürfnisse, die sich den Mitteln ihrer Befriedigung
angepasst haben. Wenn wir unsere kommunikativen Bedürfnisse mit der Zahl der
Dinge multiplizieren, die von uns als wichtig genug empfunden wurden, um für
sie ein eigenes Wortgeschenk (einen Namen) zu schaffen, dann erhalten wir
linguistische Geschenke in immenser Vielfalt und Verknüpfungsmöglichkeiten.
Jedes Wort nimmt an diesen Schenkprozessen als ein Wort von vielen teil und
alle Mitglieder der Gemeinschaft können es sich potentiell zunutze machen.
Meta-Sein
Es gibt ein abstraktes Wort, nmlich das Verb "sein", das PhilosophInnen
viel zu denken gegeben hat. Obwohl es nicht in allen Sprachen verwendet wird,
kommt ihm dort, wo es verwendet wird, besondere Bedeutung zu. Seine
quantitative und logische übersetzung in Form des Zeichens "=" scheint ebenso
weit verbreitet wie die Marktwirtschaft. Ich glaube, dass im Rahmen der
Definitionsstruktur das Verb "sein" ein Wortgeschenk ist, das ein
kommunikatives Bedürfnis befriedigt, das von genau dem Satz kommt, in den es
eingebettet ist. Es ersetzt die Ersetzungen (die verbalen Geschenke), die von
anderen Wörtern in der Definition ausgeführt werden. In: "Eine Hauskatze ist
eine domestizierte Kleinkatze" ist "ist" gleichzeitig das Ersatzgeschenk für "Hauskatze"
als auch für "domestizierte Kleinkatze". Dadurch dass "ist" diese beiden
Wortgeschenke (diese verbalen Ersetzungen) gleichzeitig ersetzt, können sie von
uns miteinander gleichgesetzt werden. In diesem Sinne kann das Verb "sein" als ein
Meta-Teil des Satzes betrachtet werden. (Siehe Graphik 14.) Dies erklrt auch den
Gegenwartscharakter von "sein", da die Objekte, auf die es sich bezieht, im
(Definitions)Satz unmittelbar zugegen sind. Die Ersetzung, die von "sein"
vorgenommen wird, ist – wie jede verbale Ersetzung bzw. jedes verbale
Geschenk – ein Dienst an anderen. Er befriedigt quasi das kommunikative
Bedürfnis nach einem Meta-Satz – das Bedürfnis nach einer Reprsentation dessen,
was sich im Satz ereignet. Damit schafft "sein" eine unmittelbare und aktuelle Verbindung
zwischen Personen in Bezug auf das, worum es im Satz geht. Dieser Einschnitt
innerhalb des Satzes, der einen Art Meta-Moment konstituiert, bezeichnet die definitorische
Funktion von "sein", indem es dem Definiendum erlaubt, das Definiens zu
ersetzen.
Wenn Sprache dem Schenkprinzip folgt, impliziert das, dass sich unentwegt
zahlreiche definitorische Ersetzungen ereignen müssen, da diese die Grundlage
für die verbalen Geschenke der Sprache bilden. Die definitorische Ersetzung ist
dabei eine sehr allgemeine. Das Wort, dessen wir uns in ihr bedienen – "sein"
– ist das allgemeinste aller Wörter. Es gibt keine anderen Wörter, die
das Prinzip der Gleichheit strker ausdrücken. Gleichzeitig ist das Wort
bescheiden und lsst sich im überfluss anwenden.
Aufgrund seiner einzigartigen Position ist es schwierig, "sein" zu
definieren. Wir versuchen es trotzdem, weil wir es gleichzeitig als ein Wort
wie jedes andere sehen. Doch wenn wir Dinge sagen wie: "das Sein ist", werden
unsere Köpfe orientierungslos und scheinen sich gleichzeitig auf die ganze Welt
auszudehnen wie auf die unmittelbare Gegenwart zusammenzuziehen. Vielleicht liegt
der Grund darin, dass "Sein" – bzw. das Verb "sein" – ein
Meta-Wortgeschenk ist. (Wie wir gesehen haben, bezeichnet es nicht einfach eine
gewöhnliche Ersetzung, sondern die Ersetzung anderer verbaler Ersetzungen.) Nicht
nur ist es sehr allgemein, sondern es ist auf seiner Ebene der Allgemeinheit
alleine – keine anderen Wörter haben einen allgemeinen Wert, der mit dem
von "sein" verglichen werden könnte.[1]
Damit Wörter – und die kommunikativen Bedürfnisse, die sie
befriedigen – sich entwickeln können, braucht es eine verbale Ebene in
unserem Leben, die als Platz der Allgemeinheit aufrechterhalten wird. Wenn
Dinge auf der nonverbalen Ebene für uns wichtig genug werden, erhalten sie ein
permanentes kollektives kommunikatives Geschenk auf der verbalen Ebene in der
Form eines Wortes. Wir gebrauchen dieses Wort, wenn unser Schenken von der nonverbalen
auf die verbale Ebene wechselt. Auch dieser Wechsel kann als Ersetzung gesehen
werden: das verbale Geschenk wird nun anstelle des nonverbalen Geschenks (oder
in der Definition anstelle anderer verbaler Geschenke) verwendet, um
Verbindungen zu anderen Menschen zu schaffen. Es ist dieser Wechsel –
bzw. der Akt des Ersetzens selbst – den wir bezeichnen, wenn wir "ist"
sagen. Deshalb können wir "ist" sowohl dann verwenden, wenn wir über Nonverbales
sprechen bzw. auf es verweisen (Deixis – Beispiel: "das ist eine Katze"),
als auch wenn wir ein verbales Definiens verwenden (Beispiel: "eine Katze ist
ein haariges Tier mit einem langen Schwanz"). In beiden Fllen reprsentiert "ist"
den Wechsel von einem nonverbalen zu einem verbalen Geschenk. Der erste Wechsel
vollzieht sich von der Ebene der Wirklichkeit zu der des Verbalen (anhand des
relativ leeren Platzhalters "das"), der zweite von der Ebene der Wirklichkeit auf
ein konstantes Element der Ebene des Verbalen (das Wort "Katze").
Wie wir in Kapitel 2 gesehen haben, kombinieren Stze die allgemeinen und kollektiven
Wörter (Wortgeschenke), um kontingente und partikulre kommunikative Bedürfnisse
zu befriedigen. Für sich selbst genommen, kann jeder einzelne Aspekt einer
Situation oder eines Ereignisses auf sein Wortgeschenk, also auf seinen Namen,
bezogen werden. Als Reihe betrachtet (was LinguistInnen die "Achse der Metonymie"
nennen), arbeiten die Wörter als einzelne Teile in wechselnden Rollen von
Schenkenden und Empfangenden zusammen, um kommunikative Bedürfnisse zu
befriedigen. Gemeinsam bestimmen sie auf provisorische und flüchtige Weise
einige Momente der Welt als relevant und andere als nicht-relevant. Um
kommunikative Bedürfnisse in Bezug auf die relevanten Momente befriedigen zu
können, steht uns dann eine Kombination von Wörtern zur Verfügung – zumindest
in dem Augenblick unseres Bedürfnisses.[2]
Die Beziehung zwischen Wörtern und Dingen, wie wir sie dargestellt haben,
ereignen sich – ebenso wie der von uns skizzierte Kategorisierungsprozess
– auf dem, was LinguistInnen die "Achse der Metapher" nennen. Hier beziehen
sich Wörter nicht in einer Reihe aufeinander, sondern auf verschiedenen Ebenen.
Dieser Bezug vollzieht sich auf der Basis einer quivalenz und der Fhigkeit des
Elements einer Ebene den Platz des Elements einer anderen Ebene einzunehmen.
Die Achse der Metapher beinhaltet dabei oft die Polaritt des Einen und der
Vielen.[3]
Metonymie und Metapher arbeiten sowohl im Diskurs als auch in Definitionen
zusammen. Was die Metonymie anlangt, so entstehen Wörterreihen auf der Basis
wechselseitiger Schenkbeziehungen. Gleichzeitig befinden sich in diesen
Wörterreihen viele einzelne Wörter in Bezug auf die Dinge, die sie
reprsentieren, in metaphorischen Beziehungen des Einen zu den Vielen. Ein Wort
als ein Ersatzgeschenk zu schenken ist selbst eine besondere Art von Dienst.
Das Verb "sein" befindet sich an der Kreuzung zwischen den Achsen der
Metonymie (Zusammenhang) und der Metapher (Ersatz). Als Ersatz für den Akt des
Ersetzens ist es Metapher – aber als Ersatz für die anderen Teile (Wortgeschenke)
des Satzes ist es Teil einer Reihe und formt eine metonymische Folge. Wie wir
oben gesehen haben, kann ein Satz auf der Achse der Metonymie im Prinzip Schenkbeziehungen
reproduzieren, die auch auf der nonverbalen Ebene stattfinden können. Doch
unterscheidet sich die Definition von anderen Arten von Stzen, weil sie der
Logik der Ersetzung folgt, in denen das Definiens als ein provisorisches
Wortgeschenk (bzw. als eine aus Wortgeschenken zusammengesetzte Phrase) dem
Ding dient, das definiert wird, whrend das Definiendum den Platz des Definiens
als konstanter und allgemeiner Name dieses Dings einnimmt. Die Definition ist
ein Dienst, den die Sprechenden den Zuhörenden erweisen, und das Wortgeschenk,
das diesen Dienst ausmacht, schafft einen Moment des Schenkens und der
Verbundenheit, der für die Zuhörenden ein ganzes Leben lang von Bedeutung sein
kann.
Wenn Konjunktionen wie "sowohl-als-auch", "entweder-oder" oder "nicht" dem Verb
"sein" geschenkt werden, können sie es auf verschiedene Weisen modifizieren: sie
können es zu einem Ersatzgeschenk für die Ersetzung von zwei oder mehr Objekten
machen ("eine Hauskatze ist sowohl eine Katze als auch ein Haustier"); oder von
einem von zwei Objekten ("eine Hauskatze ist entweder eine Kleinkatze oder eine
Großkatze"); oder von etwas anderem als dem erwhnten Objekt ("eine Hauskatze
ist keine Großkatze" bedeutet, dass der erste Begriff nichts mit dem kommunikativen
Bedürfnis zu tun hat, welches der zweite Begriff befriedigt, und dass der erste
den zweiten daher nicht ersetzen kann). Das syllogistische "Wenn-dann" ("wenn
alle As Bs sind und alle Bs Cs, dann sind alle As Cs") besagt, dass A, B und C
Ersatzgeschenke für dasselbe Ding sind. Das Prinzip des Geschenkersatzes: das
ndern von Ebenen, funktioniert sowohl zwischen Sprache und Welt als auch
innerhalb der Sprache selbst: in der Definition und auf einer Meta-Ebene des Verbs
"sein".
In der Beschreibung nimmt "sein" eine andere Rolle ein als in der
Definition. Im Satz: "Der Hund ist braun" gebrauchen wir das "ist" beispielsweise,
um dem Substantiv "Hund" das Attribut "braun" zu schenken (bzw. zuzuordnen).
Der Hund hat demnach die Eigenschaft (oder das "Geschenk") des Braun-Seins (ob
ihm dieses vom Universum oder von einer Malerin geschenkt wurde, spielt dabei keine
Rolle – woher die Farbe kommt, ist hier irrelevant). Eine umfassende Diskussion
aller Möglichkeiten, die Sprache im Sinne des Schenkprinzips zu begreifen, würde
dieses Buch zu lang und zu akademisch werden lassen – wenn sie auch
zweifelsohne faszinierend wre. Ich möchte demnach nur einige dieser
Möglichkeiten streifen, um danach von diesen ausgehend zu einer Untersuchung
des Geldes als Tauschmittel zu gelangen.
Die Definition unterscheidet sich von diskursiven Stzen in der Explizitt,
mit der sie sich auf den verbalen Ersetzungsprozess bezieht. Sie nimmt eine
meta-linguistische Geschenkfunktion ein, die das Bedürfnis der Zuhörenden für
ein Wort befriedigt, das sie nicht haben. Die schenkenden Aspekte der
Definition werden jedoch seit Jahrhunderten von Philosophen und Linguisten
verleugnet. Für diese drückt die Definition sterile "objektive"[4]
Beziehungen zwischen Wörtern aus anstelle von Beziehungen zwischen Menschen.
Diese objektiven Beziehungen zwischen Wörtern werden als abstrakte syntaktische
Gesetze gedacht, die jenen abstrakten Gesetzen entsprechen, die unsere maskulisierte
Gesellschaft regeln.
Wir können dem Schenkprinzip jedoch in der Sprache wieder Geltung
verschaffen und erkennen, dass die Schenkbeziehungen zwischen Menschen sich in
der Sprache fortsetzen und von der menschlichen Ebene auf die verbale übersetzt
werden. Wenn uns die Misogynie die Augen verschließt, ist es uns freilich nicht
möglich, überhaupt Schenkbeziehungen zwischen Menschen zu erkennen, schon gar
nicht in der Sprache. Anstelle dessen meinen wir, abstrakte und willkürliche
Gesetze ausmachen zu können, die mit jenen der Reglementierung und Maskulisierung
des Patriarchats korrespondieren. Es stellt sich die Frage, ob unsere Gesetze einer
Syntax folgen, die der Regulierung der Souvernitt isolierter, verdinglichter
(mnnlicher) Wörter dient, oder ob unsere Syntax unseren Regeln von Herrschaft,
Befehl und Gehorsam folgt. In jedem Fall sieht es so, als würde das Verb "sein"
den Satz seines Schenkcharakters berauben, genauso wie die Maskulisierung die
Gesellschaft ihres Schenkcharakters beraubt.
Ich denke, dass diese Missinterpretation des Verbs "sein" darauf beruht,
dass es mit der Definition verbunden ist (die ein ursprünglich harmloser
Prozess ist), in welcher der Mechanismus des Ersetzens in einer (internen) Weise
gebraucht wird, die sich von seinem Gebrauch in der Rede unterscheidet. In der
Definition findet das Schenken auf einer meta-linguistischen Ebene im Ersetzen
von Wörtern durch andere Wörter statt. Nachdem sich dieser Prozess vom
Schenkprozess der Rede (in der Wörter Dinge ersetzen) unterscheidet, mag sein
Schenkcharakter nicht offensichtlich sein und die übernehmende Funktion des
Definiendums mag als Schuld vom Verb "sein" erscheinen. Vor allem ist es jedoch
die Rolle, die die Definition in der Maskulisierung spielt (wo die
unterschiedlichen Ebenen der Ersetzung zum Spiegeleffekt beitragen), die sich negativ
auf das Verb "sein" auswirkt und ihm einen schlechten Ruf verleiht. Einige dem
General Semantik gehorchende Menschen haben gemeint, dass wir die Verwendung
des Verbs "sein" überhaupt vermeiden sollten und sie haben es aus ihrem Vokabular
gestrichen.[5] Doch es ist nicht
das Verb "sein", das sich parasitr zur Menschheit verhlt, sondern das Puer(Patri)archat. Zum Schenkprinzip zurückzukehren
– in der Wirtschaft wie in der Sprache – wird uns (unter vielem
anderen) erlauben, dem Verb "sein" wieder zu seinem rechten Platz als Teil der
Mutter Sprache zu verhelfen.
Sein und Geld
Wir können die Geschichte des monetren Tausches mit jener der Definition vergleichen.
Auch hier wird ein Ersatz für den Akt des Ersetzens selbst eingeführt: anstelle
der Ersetzung eines Produktes durch ein anderes kommt es zu einer monetren
Ersetzung. Diese Ersetzung kann stattfinden, auch wenn die Produkte partikulr
sind (eine Person tauscht nur ein partikulres Exemplar eines Produktes, nicht
das Produkt in seiner Allgemeinheit). Das Geld schließt den Ersetzungsprozess
dabei nicht ab. Wie das Verb "sein" in der Definition, formt es im Tausch eine
metonymische Reihe mit dem, das es ersetzt – aber es tut dies, indem es
den Ersetzungsakt unterbricht, sich selbst als Vermittler installiert und das
erste Produkt ablöst. Ist dies einmal geschehen, kann das Geld von der Achse
der Metonymie auf jene der Metapher wechseln und das Produkt physisch ersetzen
und getauscht werden.
Die Ersetzung eines Produktes durch das Geld antizipiert die Ersetzung
eines anderen Produktes durch das Geld und eine Umkehrung der Rollen von Kaufenden
und Verkaufenden. Nachdem Geld den Platz aller Produkte als deren allgemeines
quivalent einnimmt, hat es einen Charakter von Allgemeinheit, den diese nicht
haben. Jedes Mal, wenn es deren Platz einnimmt, ist es die Allgemeinheit des
Geldes, die uns erlaubt, mit anderen in Verbindung zu treten. Und jedes Mal,
wenn es getauscht wird, wird diese Verbindung wieder aufgelöst. Der Ersatz eines
direkten Tauschakts durch einen monetren tut im ökonomischen Rahmen, was das
Verb "sein" in der Definition tut. Es schafft einen metonymischen Moment. Doch
da sich die AkteurInnen (Definiens/Definiendum bzw. Verkaufende/Kaufende) in
ihren Rollen abwechseln, blockt diese Symmetrie die metonymische Folge und hlt
sie davon ab, sich in Stzen jenseits der Definition fortzusetzen.[6]
Im Tauschverfahren wird gekauft, um zu verkaufen und um die Quantitt des
allgemeinen quivalents zu erhöhen. Die linguistische Achse der Metonymie wird reproduziert
in der Form quantitativ wie qualitativ hnlicher Einheiten ("eins und eins und
eins und ...") und ein numerisches System entsteht, anhand dessen der Wert
eines Produktes von dessen Kaufpreis bestimmt wird. Dies erlaubt das Akkumulieren
von Geld und die Entwicklung des Kapitels.
Nachdem es den Charakter des materiellen Geschenks und des
Kategoriebeispiels in die Institution des Privateigentums übersetzt hat, muss das
Geld Produkte physisch ersetzen und an deren Stelle gegeben bzw. erhalten
werden (Achse der Metapher). Wenn das Geld prsent ist, sind die Produkte es
nicht – wenn diese prsent sind, ist es das Geld nicht. Wenn wir die
Produkte anderer nicht mit eigenen Produkten ersetzen, sondern mit Geld, dann
müssen wir dieses anstelle der Produkte mit uns herumtragen. Der Prozess der
linguistischen Ersetzung erreicht somit seinen Abschluss: das Wort wird
reinkarniert und Swifts Phantasie Wirklichkeit. (Auch wenn wir nicht wissen,
dass es letztlich das Verb "sein" ist, das in unseren Taschen klimpert.) Ich
glaube, dass das Unbewusste neben den Wörtern, die wir whlen, auch unsere
Symbole beeinflusst. In diesem Sinne scheint mir die verblüffende hnlichkeit
des englischen is mit
dem Dollarzeichen $ den identischen Charakter von "sein" und Geld zu bestrken.[7]
Geld ersetzt das Produkt der Verkaufenden und der monetre Tausch ersetzt
den Akt des Ersetzens zweier Produkte (der sich vollzieht, wenn die
Verkaufenden selbst zu Kaufenden werden). Wenn die Situation eine von direktem
Tausch (barter) gewesen
wre, dann wre das Produkt unmittelbar von einem anderen ersetzt worden. So aber
erhalten die Verkaufenden anstelle dessen das artifizielle Produkt Geld. Eine
solche Ersetzung antizipiert freilich eine weitere Ersetzung, damit die
Verkaufenden als Kaufende zu ihrem tatschlichen (materiellen) Produkt kommen
können, und so weiter. Der monetre Tauschprozess nimmt also den Platz des
direkten Tauschprozesses ein, der wiederum den Platz des Schenkens eingenommen
hat. Der monetre Tausch schafft dabei einen Bruch in der metonymischen Reihe
des direkten Tausches: Geld, das für ein Produkt getauscht wurde, muss nicht
unmittelbar wieder getauscht werden – es kann Tage oder Jahre lang
aufbewahrt werden, bevor es wieder getauscht wird. Es konzentriert zahlreiche
Aspekte des Tausches auf sich und schafft seinen eigenen sozialen Raum: den
Markt. Der Tausch bemchtigt sich darin aller Produkte und der "materiellen Wörter",
die sie kontextunabhngig definieren (bzw. physisch dekontextualisieren). Dies
geschieht auf eine Weise, die dem dekontextualisierenden Aspekt der Definition folgt.
Nachdem das Geld Wert bestimmt, funktioniert es auf der Achse der Metapher
(des Ersatzes) in diesem Sinne auch als Wort. Es definiert, indem es die Frage
"was ist es?" mit einem Preis beantwortet.[8]
Der Markt mag als der soziale Rahmen gesehen werden, in dem Produkte (und ihre
Preise) dekontextualisiert werden, damit wir sie definieren, evaluieren und
tauschen können. Diese Koexistenz verschiedener Ebenen und die Bewegungen
zwischen ihnen sowie der Gebrauch verbaler Mechanismen in nonverbalen Rumen
erlauben die Einführung von Variablen, die es im Schenken oder im direkten
Tausch nicht gibt.
In der Situation des direkten Tausches wird das Produkt, das eine Person hat,
mit dem Produkt einer anderen Person verglichen. Beides sind individuelle Produkte
und gehören zu einer Dyade. Sie ersetzen einander nur und es kann – auch
wenn sie den gemeinsamen Charakter eines Ersatzproduktes haben – keine
allgemeine Kategorie in Bezug auf sie geformt werden, da dazu eine
Eines-Viele-Beziehung notwendig wre. Sobald jedoch der monetre Tausch den
Platz des direkten Tausches einnimmt, kommt ein Kategorisierungsprozess in Gang,
der alle individuellen Produkte zu allen anderen in Beziehung setzt und ihren allgemeinen
Wert definiert.
Im vom Privateigentum definierten konkurristischen überlebenskampf wollen
die Tauschenden nur Produkte "gleichen Wertes" tauschen. Es muss ihnen somit möglich
sein, deren Preis zu kennen und zu wissen, was für einen monetren Wert sie
haben, um zu wissen, was sie "sind". Die linguistische Dialektik kommt dabei wieder
zum Tragen: was sie (im Tausch: die Produkte – in der Sprache: die
Wörter) für die Gesellschaft (die Allgemeinheit) sind, bestimmt auch, was sie für
die Individuen sind (bzw. welchen Preis sie in dieser haben). Ein soziales Bedürfnis
für diese Wertbestimmung (und für das Ersatzquivalent, in dem es vorgenommen
wird: das Geld) beginnt schließlich als kommunikatives Bedürfnis zu existieren
– monetre Wertbestimmung wird im Rahmen einer vom Privateigentum (und
dessen Tausch) bestimmten Gesellschaft notwendig für menschliche Kommunikation
und Interaktion.
Die Folge ist, dass es bald so zu sein scheint, dass wir das Geld um seiner
selbst Willen benötigen, nicht um es für Produkte auszutauschen. Was ein
linguistisches kommunikatives Bedürfnis war, ist ein materielles Bedürfnis auf
einer ökonomischen Ebene geworden. Dies geschah, indem das Privateigentum die
schenkende Gemeinschaft aufgelöst und uns – als EigentümerInnen von Produkten
– voneinander isoliert hat. Unser Mangel an materieller Kommunikation
schafft eine Situation, die mit der eines isolierten Bewusstseins ohne Sprache verglichen
werden kann. Wir können nunmehr unser gemeinsames Bedürfnis nach Kommunikation
und Interaktion nur noch im Rahmen der Logik des Privateigentums befriedigen. Das
einzige Kommunikationsmittel, das uns dabei zur Verfügung steht, ist das, was
das materielle Schenkprinzip ersetzt hat: das Geld. Der Tauschwert ist der Wert
(die Relevanz) des Produktes im Rahmen einer manipulierten, vom Privateigentum
bestimmten Form materieller Kommunikation: dem Tausch. Quantitativ gewichtet wird
der Tauschwert durch das materielle Prototypquivalent und das Ersatzgeschenk
– $.
Der Satz, in der das Geld die Rolle des Verbs "sein" einnimmt, komplettiert
sich durch eine Wiederholung (zum Beispiel wenn ein T-Shirt mit $20 gleichgesetzt
wird, die wiederum mit fünf Kilo Bohnen gleichgesetzt werden). So gesehen,
scheint es tatschlich so, als würden die Tauschenden schlicht gegenseitige Bedürfnisse
befriedigen und anderen geben, was diese nicht haben, um von ihnen zu erhalten,
was sie selbst brauchen. Das Geld wre damit einfach ein Ersatzgeschenk, das
von einer Person einer anderen gegeben wird, um das kommunikative Bedürfnis zu
befriedigen, das jedes Mal auftritt, wenn eine Person entscheiden muss, was sie
von einer anderen haben will. Doch handelt es sich hier um eine "objektive"
Verklrung. Denn wenn das Produkt einer Person nicht verkauft werden kann, fllt
es außerhalb des Marktes (so als wre es außerhalb der Grenzen einer Kategorie)
und existiert nach der Definition des Tausches nicht mehr. Es kann weder von
einem anderen Produkt noch vom Geldverb $ ersetzt werden. Das Gleiche gilt für
die Arbeit einer Person: wenn diese keinen vom Tausch definierten Wert besitzt,
ist die Entscheidung der Person, was sie im Tausch für sie haben will,
bedeutungslos, da sie nichts dafür bekommen wird. Ihr Wunsch nach Arbeit bzw.
die diesem zugrunde liegenden Bedürfnisse (die im Tausch nur über Geld –
Lohnarbeit – zu befriedigen sind) korrespondieren mit keinem "effektiven
Angebot" und verlieren damit quasi ihre Existenzberechtigung (und die
Notwendigkeit, befriedigt zu werden), da im Tausch Bedürfnisse nicht mehr
einfach um ihrer selbst Willen befriedigt werden, sondern sich ihre
Befriedigung "verdienen" müssen. Dies ist die Konsequenz des Verlusts des Schenkprinzips
bzw. der Ersetzung des Schenkens durch den Tausch.
Das Sein und die abweichende Norm
Die hnlichen Funktionen des Verbs "sein", des Phallus und des Geldes
suggerieren eine Verbindung zwischen den Bereichen der Sprache, der Sexualitt
und der ökonomie. Diese Verbindung ist eine "genetische", in dem Sinne, dass
die Maskulisierung die Genese sowohl des Phallus als auch des Geldes als auch
der phallischen Besetzung von "sein" markiert.[9]
Wenn der Vater nicht den Platz der Mutter als Kategorieprototyp für den Buben
eingenommen htte, dann gbe es keine Möglichkeit, eine Ersetzung zu ersetzen,
weil es nie eine Ersetzung gegeben htte. Die Maskulisierung würde nicht
existieren, um den Tausch auf die Gesellschaft als deren ökonomische Form zu
projizieren, und in Folge gbe es weder ein kommunikatives Bedürfnis nach Geld
noch htte dieses die Funktion des Wortes. Und das Verb "sein" wre nie vergegenstndlicht
worden, da es nie vom Phallus besetzt worden wre. Die Verbindungen zwischen "sein",
Phallus und Geld existieren, doch sie sind artifiziell, da die Maskulisierung
selbst ein artifizieller, unnotwendiger und schdlicher Aspekt der Sozialisierung
der Buben ist. Der Phallus, das Geld und das Verb "sein" besttigen gemeinsam
diese unglückliche Entwicklung – oder um es auf eine andere Weise zu
sagen: sie sind alle Kennzeichen der "abweichenden Norm" (Maskulisierung,
Tausch).
Vielleicht ist das wirkliche Problem die frühzeitige phallische
Genitalisierung, die die orale Phase des Buben ablöst. Der Penis bzw. Phallus
nimmt den Platz der Brust als besetztes Objekt ein. Das Kennzeichen des Buben schenkt
ihm das Privileg der überlegenen Kategorie auf manipulierten Umwegen (nach dem
Motto: "x = y"), whrend ihm die Brust der Mutter direkt schenkte. Wenn wir
bedenken, dass die Erotisierung der Brust mit der Entfremdung des Buben von
seiner Mutter und dem Eintritt in die privilegierte Kategorie derjenigen, die
nicht versorgen, sondern versorgt werden, einhergeht, so erscheint es nicht nur
so, als htte der Bube die Brust aufgegeben und einen Penis erhalten, sondern
der Schenkprozess scheint mit den innerlichen Empfindungen des Essens und der
Defkation (also der oralen Phase) verbunden, whrend der Kategoriewechsel mit
der Genitalisierung und dem Penis (einem ußerlichen Teil des Körpers) verbunden
scheint. Die Geschlechtsidentitt des Buben hngt in der Folge von einer
polaren Gleichung mit dem (größeren) Vater ab, der als Prototyp der
Genitalisierung fungiert. So ersetzt die Identifikation des Buben mit einem
polarisierten quivalent das Schenken, den Rollenwechsel und die spielerische
Konstruktion von Identitt in Bezug auf seine Mutter. Gleichzeitig setzen die
Mechanismen der Quantifizierung ein, da es die Quantitt (die Größe) des
Phallus ist, die dem Vater, und nicht dem Buben, die polarisierte Position des
Einen zuschreibt. Die phallische Quantitt wird zur wichtigsten "Qualitt".[10]
Quantitative materielle Kommunikation
Es ist nicht ein qualitatives Wort bzw. eine qualitative Evaluation, die im
Tausch gegeben werden, sondern ein quantitatives Wort bzw. eine quantitative
Evaluation. Die Rolle, die das Wort auf der verbalen Ebene spielt, wird also auf
der materiellen Ebene vom Geld eingenommen und Preise drücken materielle
kommunikative Bedürfnisse in monetren Quantitten aus. Das kommunikative
Bedürfnis, das von Preisen ausgedrückt wird, ist dabei das Bedürfnis nach einem
Kommunikationsmittel, das die Verkaufenden nicht haben. Dieses
Kommunikationsmittel ist das Geld, das nunmehr die Rolle des Wortes als
Geschenk übernimmt. Doch ist der Tausch nicht die Sprache: die Tauschenden (die
"Kommunizierenden" des Tausches) haben sich, um an Geld zu kommen, die Produkte,
die von Geld reprsentiert werden, erst zu beschaffen, um sie dann für Geld tauschen
zu können. Das Geld ist wie die mnnliche Identitt ein verkörpertes Wort, das
im Zuge seiner Transformation auf die materielle Ebene verzerrt wurde: der ursprüngliche
Gebrauch eines Wortes liegt letztlich nur darin, anderen geben zu können
– das Geld jedoch kann behalten und angehuft werden.
Da das Geld der allgemeine Ersatz für den Akt des Ersetzens ist,
beeinflusst es jeden Teil dieses Aktes (bzw. des Tausches), indem es ihn zu
allen anderen in Beziehung setzt. Geld ist das Mittel, in dem die Werte der
Produkte in Relation zu anderen Produkten und zu uns quantitativ ausdrückbar
werden. Als solches funktioniert es tatschlich wie Sprache, in der die Wörter das
Mittel sind, die qualitativen Werte aller Teile unserer Welt auszudrücken und
zueinander und zu uns selbst in Beziehung zu setzen. Das Geld ist eine (materielle)
Sprache, die aus einem Wort besteht.[11]
Diejenigen, die dieses Wort nicht haben, können demzufolge nicht "sprechen"; sie
gehören nicht zur "Spezies", zur Kategorie der haves.[12]
[1] Am ehesten vielleicht das Verb "existieren".
[2] In der Definition trgt eine bestndige
Spannung (Polaritt) zwischen dem, was gesagt wird, und dem, was nicht gesagt
wird – bzw. zwischen dem, was als quivalent prsent ist, und dem, was
ausgeschlossen ist – dazu bei, relevante Elemente von nicht relevanten zu
unterscheiden. Wenn ich z.B. sage: "eine Hauskatze ist ein vierbeiniges Tier",
brauche ich nicht zu sagen: "eine Hauskatze ist kein zweibeiniges Tier", oder:
"zweibeinig ist nicht vierbeinig", da das Attribut "vierbeinig" das Attribut
"zweibeinig" bereits ausschließt. Diese Trennung von Elementen, die sich
stufenweise in der Formation von Kategorien (und zu einem geringeren Grade in
der Definition) vollziehen, ist schlicht Teil der Weise, auf die wir
kommunikative Bedürfnisse befriedigen.
[3] Metapher und Metonymie (Ersatz und Zusammenhang)
sind zwei Pole sprachlicher Funktion, die auch in der Aphasie (im Verlust von
Sprache) gefunden werden können: in einer "Wortfindungsstörung" oder einer
"Kombinationsstörung". Siehe Roman Jakobson, On Language, Kapitel 7.
[4] Wir sollten Objektivitt als eine
Verdinglichung oder Fetischisierung verstehen, die mit dem phallischen Eigentum
und seinen Entsprechungen zu tun hat: von Spielzeugautos bis zu
Spielzeugwaffen. Die mnnliche Identittskonzeption des Buben und das
Privateigentum bezeichnen kategorische Beziehungen zwischen Dingen, im
Unterschied zu den ad hoc Identitten, zu denen es im Schenkprinzip kommt. In diesem Sinne wird die
maskulisierte Identitt von einer Kategoriebeziehung konstituiert und nicht von
Subjektivitten, die sich in Prozessen von Schenken und Empfangen bilden. Wenn
Dinge, denen ihr Schenkcharakter genommen wurde, als Geschenke "re-prsent-iert" werden sollen, ist keine schenkende
Verbindung zwischen verschiedenen Ebenen mehr wahrnehmbar. "Prsenz" scheint
dann nur noch an die Zeit zu erinnern, nicht mehr an das Geschenk. Allerdings
kommt der zeitliche Aspekt der Prsenz womöglich von der Tatsache, dass die
Befriedigung von Bedürfnissen auf das Hier und Jetzt konzentriert ist.
[5] To Be or Not: An E-Prime Anthology, San Francisco: ISGS 1992.
[6] Im direkten Tausch bleibt der Tausch eine
besondere Dyade und steht in keinem Verhltnis zu einem allgemeinen quivalent.
Eine direkte Tauschwirtschaft impliziert jedoch viele Momente, die Berechnungen
von quivalenz verlangen – etwa in Bezug auf Zeit oder andere Standards.
Es ist wichtig, direkten Tausch nicht mit Schenken zu verwechseln. Direkter
Tausch ist immer noch Geben-um-zu-Erhalten, whrend Schenken direkt auf die
Bedürfnisse anderer ausgerichtet ist. Die Logiken sind unterschiedlich. Die
direkten Tauschwirtschaften und alternativen Whrungsformen, mit denen
gegenwrtig von verschiedenen kapitalismuskritischen Gruppen experimentiert
wird, können zwar als Schritt hin zu einer Schenkökonomie gesehen werden,
bleiben selbst jedoch dem Tauschprinzip verhaftet und reproduzieren dessen
Fehler – an erster Stelle das Ersetzen des Schenkprinzips. Ich möchte
wirklich betonen, dass direkter Tausch und Schenken nicht dasselbe sind. Das
Geld abzuschaffen, ist so, wie das Wort "sein" abzuschaffen: auf diese Weise
kann das Problem, das von Maskulisierung und Tausch produziert wird, nicht gelöst
werden.
[7] Geld ist tatschlich ein Symbol in dem
Sinne, dass jedes einzelne Exemplar einer Münze oder eines Geldscheines als
vollkommen gleich angesehen werden kann – was dem Geld auch erlaubt, an
vielen Orten gleichzeitig zu sein (so wie das Wort).
[8] Sowohl der Markt als auch die Sprache
untersuchen Dinge (bzw. Wörter) danach, ob sie "gleich" sind bzw. "denselben"
Wert haben – im einen Fall handelt es sich um einen
kulturell-linguistischen Wert, im anderen um einen ökonomischen. Die Bestimmung
eines Preises für ein bestimmtes Produkt ist ein kollektiver Prozess, der der
kollektiven Bestimmung eines Namens für ein bestimmtes Ding entspricht.
[9] Im Rahmen dieser Theorie reprsentiert
der Phallus die Ersetzung der Mutter mit dem Vater. Damit ist seine Funktion
der des Verbs "sein" hnlich, mit dem allgemeinen symbolischen Charakter, von
dem Lacan glaubte, dass er normal war. Siehe zum Phallus und dem Geld als dem
allgemeinen quivalent: Jean Joseph Goux, Symbolic Economies: After Marx and
Freud. Ich möchte Goux'
Buch wirklich empfehlen, was einen mehr psychoanalytischen und historischen
Zugang zu vielen der hier besprochenen Fragen anlangt, zumindest zu jenen, die
vom Tausch handeln.
[10] Jerry Fodor meint, dass Wygotskis
Vorstellung der Kategorie zu philosophisch sei. Fodor kritisiert Wygotskis
Glauben, dass die Kategorie die Abstraktion einer "sensorischen Bestndigkeit"
verlangt. Wir haben jedoch gesehen, dass das mnnliche Kennzeichen durchaus als
sensorische Bestndigkeit der privilegierten Kategorie funktioniert und von
unseren pdagogischen Praktiken abstrahiert wird. Geld ist wiederum die
sensorische Bestndigkeit für die privilegierte Kategorie derjenigen, die es
geschafft haben, ökonomische Eine zu werden. Siehe J. A. Fodor, "Some
Reflections on L.S. Vigotsky's Thought and Language".
[11] Wie Jerry Martien in Shell Game gezeigt hat, war das Wampum eine
materielle Sprache, die aus vielen Wörtern bestand. Es überrascht jedoch nicht,
dass EuroperInnen das Wampum als Geld (fehl)interpretiert haben, da ihre eigene
materielle Sprache nur aus diesem einen Wort bestand.
[12] Stellen wir uns einen prhistorischen
Moment vor, in dem es zum Kriterium für die Aufnahme in die Gemeinschaft wurde,
sprechen zu können, und in dem die, die das nicht konnten, ausgeschlossen und
zum Sterben verurteilt wurden – gewissermaßen als Konsequenz einer
grausamen "evolutionren" Logik. Es scheint so, als würden wir heute diesen
prhistorischen Moment wiederholen. Die, die "das Wort" haben sind
privilegiert, und die, die es nicht haben, scheinen Ausschluss und den Tod zu
verdienen. Von denen, die von den alten Griechen als "Barbaren" bezeichnet
wurden, weil sie nicht Griechisch sprachen, zu jenen, deren Sprache heute eine
andere als Standardenglisch ist, bleiben diejenigen, die keine "EigentümerInnen"
der "Prototypsprache" sind, von der privilegierten Kategorie ausgeschlossen.